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Wer liebt es nicht, bei -5°C ein grünes Gewächshaus zu betreten das 20°C besitzt und im grauen Winter einer Rettungsluke in die Karibik gleicht.

Ja ja, doch diese Wärme muss auch erstmal produziert werden. Und das ist auch im Winter tatsächlich gar nicht so schwer.

 

Unser Gewächshaus wurde vom Vorbesitzer mit einer Dieselstandheizung beheizt bzw. auf Temperaturen über null gehalten, um die Überwinterung der Pflanzen sicherzustellen. Da ein Gewächshaus aber auch ein sehr gemütlicher Ort sein kann, um etwas vor sich hin zu philosophieren, Musik zu machen oder auch im Winter etwas mit den Händen in der Erde graben zu können, bietet es sich an, sich einmal Gedanken um die Heizmethode zu machen.

 

Wer sein Gewächshaus in einer guten sonnigen Südlage hat, kann dies sehr einfach realisieren, indem er im Gewächshaus einen breiten Würfel bzw. einen großen Block aus Lehm oder ähnlichen wärmespeichernden Materialien einbaut. Günstige bis Kostenlose Materialien wären Tonscherben, Ziegel, Lehm, Quarzsand oder Wasser. Alternativ bietet sich natürlich Schamott an, der jedoch meist mit finanziellem Aufwand verbunden ist.

Der Block sollte in Relation zum Gewächshaus stehen. Üblicherweise wird der Block über die gesamte Gewächshauslänge gebaut und ist ca 50 x100cm in Breite und Höhe. Je nach Größe des Gewächshauses variiert dieser Wert. Über den Block werden schwarze Bleche oder Metallplatten gelegt oder verschraubt, diese erwärmen sich in der Sonne schnell und übertragen die Wärme gut in den Speicher. Voraussetzung hierfür ist ausreichend Sonne und eine hohe Lichtdurchlässigkeit der Scheiben. Diffuses Licht hemmt diesen Effekt erheblich.

 

Des Weiteren könnte man das Gewächshaus, je nach Bauweise, auch mit einer zweiten Innenwand abspannen, welche im Abstand von ca. 20cm von der Decke gespannt wird. Hierfür kommt leider nur eine Plastikfolie in Betracht, da der Bau einer zweiten Schicht aus Glasplatten aufwenig und stressig wäre.

Die gespannte zweite Decke wirkt bei Sonneneinstrahlung atmosphärisch und dient als perfekter Kältepuffer. Gesteigert kann dieser Wert werden, indem man sich die Mühe macht, eine Art Bettdecke zu konstruieren die nachts über das Dach des Gewächshauses gezogen wird, um den Wärmeverlust zu bremsen. Baumwollmatten oder alte zusammengeknüpfte Decken bspw. eigen sich hierfür sehr gut. Bei einer kuppelförmigen Bauweise ist dies recht einfach mit zwei Umlenkrollen und einem Drahtseil zu realisieren. Die Decke gleitet einfach über die Kuppel und muss keine Ecken überwinden.

 

Für die Kasten bausweise haben wir leider auch keine Ideen, da jede Seite einzeln abgehängt werden müsste. Was schnell in „täglich grüßt das Murmeltier“ ausartet, da die Prozedur in täglicher Wiederholung recht nervig wird. Einfacher wäre das bei einem Kuppelmodell und einem Temperatur oder zeitgeregelten Stellmotor, der das Drahtseil rotiert und somit die Decke über das Dach zieht.

 

In unserem Fall haben wir beschlossen, das Gewächshaus aktiv zu beheizen, da wir während der Restauration einige, umbauten und Erdarbeiten hatten und es somit nahelag, eine selbstgebaute Fernwärmeleitung vom Pufferspeicher zu einem Heizkörper im Gewächshaus zu verlegen. Noch dazu steht unser Gewächshaus in Süd-West Lage, was den Sonneneinstrahlwinkel im Winter extrem verkürzt.

Der Heizkörper puffert einen dahinterliegenden Block aus Schamott und Tonschichtungen, welcher durch Kupferlamellen schnell durchgewärmt wird. Da die Temperaturspreizung zum Wohnhaus jedoch ca. 15k beträgt, haben wir beschlossen, weitere Wärmequellen zu bauen, um das Gewächshaus dauerhaft auf 20-25°C zu halten.

Der Heizkörper dient somit der 4-5-stündigen abendlichen Durchladung des Pufferblocks und ist nicht für eine Dauerheizleistung bestimmt, da die Wärme sonst im Wohnhaus fehlt.

Da im Gewächshaus Wintergemüse wachsen soll, lag es nahe, den Boden bzw. die Erde auf Temperatur zu halten, damit die Wurzel der Kälte nicht erliegen bzw. ihre Tätigkeit einschränken.

Somit wurde zwischen Schafstall und Gewächshaus eine Kompostheizung konstruiert, die als Durchlauferhitzer die Erde mit einer Wurzelfussbodenheizung auf Temperatur hält. Hier erfahrt ihr mehr über die Kompostheizung. Die Kompostheizung wurde direkt an der Rückwand des Gewächshauses gebaut und mit einer Blechwand getrennt. Die Abstrahlungswärme ist nicht der hit, aber das bekannte Kleinvieh eben.

Der Durchlauf der Kompostheizung wird mit einem Trennrelais geschaltet welches bei erreichen einer Erdtemperatur von ca. 12°C auf einen Wasser-Luft Wärmetauscher umschaltet. Dieser bezieht seinen Luftzug aus einem Erdrohr, das 4m nach draußen führt. Durch die Länge entsteht ein Kaltluftsog, der im Innenraum durch die Lamellen des Wärmetauschers strömt und somit hoffentlich die Luft ausreichend für die Nacht erwärmt. Am wichtigsten ist jedoch der Zirkulationsfluss von Frischluft und Feuchtigkeit damit man keine Schimmel Probleme bekommt. Falls dennoch Probleme mit zu hoher Luftfeuchte auftreten könnt ihr Salz in einem Tuch als Säckchen aufhängen oder Leinen- bzw. grobmaschige Stoffe aufhängen. Eine weitere Alternative die Feuchtigkeit zu binden wäre die Beetumrandung direkt aus einem wasserspeichernden Material zu bauen wie Ton oder Ziegel.

 

Als letztes Herzstück bzw. als klassisches Backup für strenge anhaltende Minusgrade, steht ein kleiner Werkstattholzofen in der Ecke, der mit reichlich alten Schamottresten ummantelt ist. Wie der erste Winter nach dem Umbau wird und wie sich die Pflanzen und wir durch den Winter geschlagen haben, teilen wir euch natürlich gerne mit. Falls ihr selbst Ideen oder Ratschläge habt, dann lasst es uns wissen, auch wir sind dankbar über jeden Tipp.

 

Gerne könnt ihr auch auf Youtube vorbeischauen. Hier wird einiges nochmal visuell und etwas genauer erklärt.