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Als ich in meiner Jungend zum ersten mal eine Kompostheizung sah, war diese an einen Badepool angeschlossen, bei -10°C und ein Dutzend alte Stadtgärtner sassen lachend darin. Ich war mehr als beeindruckt...von der Funktion der Heizung versteht sich.

 

Damals musste man noch alle Informationen aus einem Sachbuch der Leihbücherei beziehen und sich mit vergessenen Rückgabezeiten auseinandersetzen. Doch auch diese Information lies sich finden und man war dem Phänomen schnell auf der Spur. Simples Prinzip, simple Anwendung, hoher Nutzen.

 

Über die Schichtungen und Zugabe von anderen Materialien wie Heu, Stroh, Pferdemist oder Brennnesseln scheiden sich noch heute die Geister. Vermutlich muss man selbst herumprobieren bis man die richtige Mischung für seinen Komposthaufen entdeckt hat.

Wir Schichten Holzchips bzw. gehäckseltes allgemeines, welches im Herbst anfällt. Da man eine gewisse Menge für einen durchschnittlich großen Komposthaufen benötigt, empfiehlt es sich bei kleineren Gärten erst alles gemeinsam im Herbst runterzuschneiden, da euch sonst evtl. das Material fehlt, wenn ihr auch im Sommer Rückschnitte vornehmt.

 

Der Komposthaufen sollte mindestens 2m x 2m x 1,5m sein, da der Prozess sonst unregelmäßig und sehr schnell mit wenig Wärme ausbeute verläuft.

 

Unsere Gartengröße ist ausreichend um ca. 7-8m³ an Kompostiermaterial pro Zyklus zu sammeln. Wir schichten die Hackschnitzel alle 40cm mit etwas Brennesseln und etwas Pferdemist. Die Brennesseln werden vorher ebenfalls zerkleinert.

Das ganze wird nach jeder 20cm Schicht verdichtet und befeuchtet.

 

Gabs da aber nicht noch eine Sache, die nicht so schön war? Richtig, dieses ewige seltsame nervige wirr warr mit der Heizspirale. Große Haufen brauchen dicke Rohre. Dicke Rohre sind dicke Sturköpfe und biegen sich überall hin, nur nicht dahin wo man es möchte.

 

Wir haben dieses Jahr im Frühling eine Kompostheizung mit sehr dünnwandigem Rohr probiert. Der Querschnitt des Rohres beträgt 1,5cm, die Wandstärke 0.5mm. Das Rohr ist ein Erdbewässerungsrohr und extrem widerstandsfähig. Die früheren Bewohner hatten einige Rollen davon gelagert mit denen man die wunderbarsten Sachen testen kann.

 

Der Haufen wird ca 40cm geschichtet, bis die erste Wärmespirale gezogen wird. Ihr könnt vor dem auflegen etwas verdichten und anschließend das Rohr bzw. die Spirale auslegen. Ein guter Tipp für schnelle Heringe liegt darin, ca. 30cm lange Zweige in der Mitte zu knicken. Dann steckt ihr das ganze so nah wie möglich zusammengedrückt über das Rohr und in den Haufen. Der Ast spreizt sich wieder auf und hält das Rohr in Position. Zumindest so lange bis die nächste Schicht drüber kommt. Das erspart euch die anschließend mühsame Suche nach Klammern.

 


 

Wir haben nach dem auslegen der Spirale etwas Material darüber gefüllt, so das die Spirale jedoch noch sichtbar war. Dann wurden ein 5mm dicke Lochbleche ( Wichtig: mit Löchern zwecks Wasserdurchlässigkeit) darüber gelegt und weiter mit Material geschichtet. Das Blech erfüllt die Funktion der Wärmespeicherung im inneren des Haufens. Die Vorlaufgeschwindigkeit wird etwas reduziert, sodass die Vorlauftemperatur kontant bleibt und der Kreislauf durchgehend zirkulieren kann. Bei grösseren Haufen besteht keine Notwendigkeit von Metallplatten oder anderen Wärmepuffern, da die Wärmespirale länger ist. In unserem Fall ist sie derzeit nur 24m lang, was einen konstanten Durchfluss nicht möglich macht. Die Spirale könnte so nur alle 15min entleert werden und müssten dann erneut Wärme aufnehmen. Das Metall puffert in diesem Fall etwas nach, so das ein konstanter Durchlauf mit einer Vorlauftemperatur von ca. 45°C möglich ist. Die Kerntemperatur stiegt die ersten 10 Tage bis auf 71°C an und hat sich nach 2 Monaten bei etwa 57°C eingependelt.

 


 

Da wir die Kompostheizung nur als Bodenheizung für die Beete benötigen ist dieser Wert hoffentlich ausreichend. Wir werden sehen. Nebenbei bemerkt ist es sehr seltsam sich jedes mal im Sommer bei 35° Gedanken über den Winter zu machen.

 

Alternativ könnt ihr auch einen Heizkörper in den Komposthaufen eingraben, der puffert ebenfalls Wärme nach und erleichert euch das anschließende abschaufeln.

Eine weitere gute Nutzung der Kompostheizung ist die Gewinnung von Biogas. In den Komposthaufen setzt ihr mittig ein verschließbares Metallfass, alter Tank, etc. Das ganze füllt ihr mit Gülle und baut euch einen dichten Ausgang, damit das Gas entweichen kann. Am Schlauch des Ausgangs könnt ihr alles dranhängen, was man befüllen kann und etwas Ausdehnungsvolumen besitzt. Autoschläuche, Luftmatratzen, Schwimmreifen. Seid jedoch vorsichtig mit dem Gas und achtet etwas auf den Brandschutz. So ein Autoreifen mit Gas hat ganz schön Power, wenn er hochgeht.

 

Falls die Temperatur nach heißen Tagen etwas sinkt könnt ihr etwas Wasser über den Haufen geben, insofern er noch wasserdurchlässig ist. Manchmal habt ihr eine gute Sperrschicht an der Oberfläche, die durch Bakterien verkleistert wurde. Einfach so lange wässern bis ihr merkt es geht etwas hinein. Denkt auch daran, die aufgesammelte Flüssigkeit die aus dem Haufen läuft, wieder aufzufangen und zurückzugeben. Ihr könnt auch etwas EMa angereichertes Wasser mit dazugeben. Man bemerkt umgehend 12h danach wie die Temperatur im inneren wieder ansteigt.

 

Je nach Größe des Haufens ist die Umsetzungsdauer unterschiedlich. Wir haben einen eher kleineren Haufen gewählt, der ca. 1 Wintersaison, 5-6 Monate lang ausreichend Wärme produziert. Es ist schön zu sehen wie einfach und schonend solche Prozesse ablaufen. Mikroorganismen produzieren Wärme aus dem Material, das anschließend wieder den Pflanzen dient, die mit der produzierten Wärme gewachsen sind. Kreisläufe sind etwas wirklich spannendes.